Anhand der Grafik ist deutlich zu erkennen, dass die Gender Pay Gap in den westlichen Bundesländern höher ist als in den östlichen. Dies liegt zum einen daran, dass im Westen 71,7% der Paare mit Kindern häufiger ein modernisiertes Ernährermodell leben als im Osten (42,9% der Paare mit Kindern). Das bedeutet, dass der Mann in Vollzeit arbeitet und den überwiegenden Teil des Haushaltseinkommens bestreitet, während die Frau lediglich in Teilzeit arbeitet. Zum anderen sind viele Paare im Osten darauf angewiesen, dass beide Partner*innen Vollzeit erwerbstätig sind, da in Ostdeutschland die durchschnittlichen Stundenlöhne niedriger sind. Zudem gibt es im Osten meist ein besseres Betreuungsangebot für Kinder. Weiterhin arbeiten in der Privatwirtschaft in Ostdeutschland mehr Frauen in Führungspositionen.
Nach einer Analyse von Schmieder und Wrohlich ist die Gender Pay Gap vor allem in den Ländern hoch in denen eine hohe Frauenerwerbsquote vorherrscht. In Ländern in denen die Erwerbsquote von Frauen geringer ausfällt, ist auch die Gender Pay Gap gering, weil dort oft nur Frauen erwerbstätig sind, die ein hohes Lohnpotenzial haben.
Italien hat mit einem Gender Pay Gap von 4,3 Prozent den zweitniedrigsten Wert in Europa, nach Luxemburg und Rumänien. Allerdings sind dort nur etwas mehr als die Hälfte der Frauen (56,2 Prozent) erwerbstätig, während es in Deutschland fast drei Viertel (74,3 Prozent) sind. Zudem stimmen in Italien 34 Prozent der Bevölkerung der Aussage „Es ist die Aufgabe des Mannes, Geld zu verdienen, die Frau ist für Haushalt und Familie zuständig“ zu, während in Deutschland nur 13,5 Prozent dieser Meinung sind.
Ein Blick nach Nordeuropa zeigt, wie sehr Deutschland hinterherhinkt: In Dänemark, Norwegen, Finnland und Schweden sind sogar mehr Frauen erwerbstätig als in Deutschland, und dennoch ist die Lohnlücke zu Männern viel geringer. In Schweden beispielsweise liegt die Gender Pay Gap bei einer beeindruckenden Frauenerwerbsquote von 81 Prozent bei gerade mal gut zwölf Prozent.